Montag, 23. Dezember 2013

Tagebuch eines Goblins I

Ich wache mit einer riesigen Beule am Hinterkopf in einer Zelle auf. Es riecht nach Schweiß und anderen Exkrementen. Bewegt sich der Boden oder sind das die Kopfschmerzen?
Vier weitere Zelleninsassen fangen an sich zu regen. Alle vom großen Volk.
Ein weichlich aussehender Halbelf  und ein eigenartiger Katzenmensch mit Fell am ganzen Körper sind schon auf den Beinen. Der alte dürre Menschenzausel, sieht aus als ob er gleich wieder zusammenklappt.  In der Mitte der Zelle steht wie selbstverständlich ein kräftiger Halbork.

Plötzlich wird die Zellentür aufgerissen und so ein bärtiger Typ mit Peitsche brüllt los. Master Scourge, oder so. Er befördert uns mit Hilfe seiner Kumpane und rüden Methoden hinauf an Deck. Ein SCHIFF!!! Dort stehen vier weitere Unglückliche und müssen sich gemeinsam mit uns die „Willkommensrede“ von Kapitän Barnabas und seinen Vertrauten anhören … peitschenknallend wird rumgeschrien: „Tut was wir sagen, sonst geht ihr drauf“ … DAS wird ja immer besser, wo bin ich hier gelandet?

Etwas später kommt es zur „Job“ Verteilung. Wir müssen ein Wettrennen in der Takelage überstehen, die der stämmige Halbork, er heißt Walbur, mit Abstand gewinnt.  Er kommt in das Riggerteam, Segel setzen und in der Takelage rumklettern … gut dass ich nicht gewonnen habe!
Die anderen kommen in die normale Crew. Da ich kochen kann, werde ich der Küche zugeteilt. Hauptsache dort wird mehr Wert auf Essen gelegt, als in der Drunken Meermaid.

… ich bin sprachlos ... dreckig, schimmelig, mit einem Wort ekelerregend. Der Koch betrunken und ohne Antrieb, zudem hält er Tiere in der Küche. Da muss sich etwas ändern! Zumindest scheint er nicht so ein Sklaventreiber wie die anderen Mitglieder der Führungsriege zu sein. Nachdem der Nachmittag mit dem fangen von Schildkröten vorbeigeht, ist es Zeit für das Essen … was der Typ so Essen nennt!

Doch vorab wird die Bloody Hour zelebriert. Die gesamte Crew ist anwesend, als ein apathisch wirkender Typ zum „Kielholen“ geschickt wird. Die Strafe für beim stehlen erwischt werden, endet mit dem qualvollen Tot. Der Leichnam landet einfach im Meer.
Als ob nichts gewesen ist, gibt es danach Essen und Rum und Freizeit.

Nachdem das Vergnügen vorbei ist, spricht mich so eine Rothaarige an. Die anderen vier Typen aus meiner Zelle hat sie ebenfalls für eine Unterredung zusammengerufen. Sie ist erst kurz vor uns auf dem Schiff „angekommen“ und schlägt uns eine Kooperation vor. Um auf dem Schiff zu überleben, braucht man jemanden, der einem den Rücken freihält. Sie tritt sogar in Vorleistung und übergibt Tork, dem Halbelf, einen Gürtel mit Taschen … könnte auf einen Magiebegabten hinweisen.

Wie recht sie damit hat, zeigt der nächste Morgen! Die Schiffsglocke läutet und hektisch macht sich die Crew auf, sich an Deck zu versammeln. Keine Ahnung warum die es alle so dermaßen eilig haben. Schnell leert sich das Schlafdeck.
Eigenartiger Weise haben wir, die fünf Neuen, uns intuitiv Hängematten in unmittelbarer Nähe gesucht. Anscheinend fahren wir nicht nur auf demselben Schiff, sondern sitzen auch noch im gleichen Boot.
Wir eilen also die Treppe zum Zwischendeck hinauf, als uns vier Gestalten auflauern, uns den Weg verstellen und angreifen.  Ihre Waffen bleiben stecken, Prügel für die Neuen muss wohl reichen.
Zum Pech der Vier funktioniert das überhaupt nicht.
Crost, der Katzenmensch, brüllt Ohrenbetäubend und fletscht die Fangzähne. Eingeschüchtert zögern die Angreifer und der alte Zausel, stellte sich als Mr. Reckham vor, lässt bunte Strahlen aus seinen Händen aufleuchten. Wie von der Axt gefällt stürzen drei der Angreifer betäubt zu Boden. Einzig ein großer Fettklops bleibt standhaft, flieht aber nachdem er mit Schlägen von Tork,  Walbur und mir eingedeckt wird.
Bevor er entkommt, springt Crost ihn an und schmettert seinen massigen Körper zu Boden.
Während Tork und Wilbur sofort an Deck rennen, sammelt Crost die Waffen ein und ich suche nach Gold. Doch Mr. Reckham statuiert ein Exempel und ritzt den Bewusstlosen Zeichen in die Stirn.
Was für ein Freak!


Kurze Zeit später erfahren wir, warum sich die Crew so beeilt hat. Mr. Scourge erwartet uns bereits an Deck und verspricht den Nachzüglern jeweils drei Peitschenhiebe in der Bloody Hour ….

Sonntag, 1. Dezember 2013

... irgendwo in Port Peril ... Teil III

Ein Gespräch kann alles ändern.

Ein Tisch, drei grobe Stühle, zwei Gestalten, die im Halbdunkel miteinander sprechen. Im Chaos der "Drunken Mermaid" gibt es mehrere Nischen, um sich zurückziehen zu können. Das Gespräch dieser beiden ist rasch beendet. Im Anschluss wandern ein paar Münzen zu einem unscheinbaren Gnom mit breitkrempigem Hut. Danach steht er auf und verlässt unauffällig die Schenke.

Sein Gegenüber, ein drahtig anmutender Mann mit dunkelbrauner Löwenmähne, hat noch immer die Mundwinkel verzogen. Wenige Augenblicke später macht dieser Gesichtsausdruck aber einem Lächeln Platz.

Warmes Licht erleuchtet die Nische, als er die Kerze am Tisch entzündet. Einen Wink und einen Besuch des Wirts später steht eine Platte mit Fleisch und aromatisch duftendem Gemüse vor ihm, außerdem ein Kelch mit Wein.

Die Idylle währt nicht lange. "Schmeckt dir der Traubensaft nicht, Langhaar?" - aus dem lauten Teil der Kaschemme ist ein sichtlich betrunkener Halbork zum abseits gelegenen Tisch gestolpert. Seine Augen sind bereits glasig, der Gang unsicher.

Der Mann mit der Löwenmähne lässt Messer und Gabel sinken. Er deuter auf einen der freien Stühle und schiebt den Kelch Richtung seines neuen Gastes. Ein Grunzen: "Danke, Edelmann!" Der grobschlächtige Hauerträger lässt sich auf den Stuhl fallen und kippt den Kelch in einem Sturz herunter. Ein paar Atemzüge später beginnen seine Augen zu flattern und er schläft ein.

Der Mann mit den dunkelbraunen langen Haaren schmunzelt. Eines nach dem anderen holt er drei Lederbänder aus seinem Wams. Zähmt damit seine Mähne zu einem Zopf. Die Bänder passen zur Farbe seiner Hose und des Oberteils, in dessen Saum feine dünne Goldfäden eingearbeitet sind.

Jetzt, da sein Gesicht freiliegt, zieht er unwillkürlich mehr Aufmerksamkeit auf sich. Feingeschnittene Konturen, mandelförmige Augen, dunkel und wachsam, eine flache Nase. Schimmert da Fell im Kerzenlicht?
Erneut winkt er den Wirt an den Tisch. Was sie besprechen, ist nicht zu hören.

Wohl aber, dass der Wirt erbleicht. Immer wieder blickt er auf den Halbork, der mittlerweile laut schnarchend seinen Kopf auf die Tischplatte hat sinken lassen.
Kurz darauf bückt sich der Inhaber der Schenke nach unten, um ein geschnürtes Bündel aufzuheben. Bislang lag es unter dem Tisch. Der Wirt schleicht Mut diesem langsam zurück in die Küche, nicht ohne noch einen Blick auf seinen Gesprächspartner zu werfen.

Dieser lächelt nun offen. Und offenbart ein Gebiss, das aus der Art schlägt - kein normaler Mensch hätte solche Schneidezähne, oder? "Wirt, warte!" - zum ersten Mal erhebt er merklich seine Stimme. Sie ist tief und volltönend. Im Lokal wird es mehrere Nuancen stiller: "Eine Runde Rum für alle Gäste der Mermaid. Stoßt mit mir auf Calistria an! Das würde mich freuen!" Erfreute Zustimmung, Applaus, Dankesrufe.

Jetzt hellt sich auch die Miene des Wirts merklich auf: "Jawohl, der Herr. Mädels, Ihr habt's gehört! Füllt die Krüge!"

Ein Gespräch kann alles ändern.